Was macht Ihre Scheißabstimmung über diese Kreditbürgschaft…?

Manchmal ist ja ein Roman besser als jedes Sachbuch. Auch erhellender. So auch in der gegenwärtigen Finanzkrise. Nicht nur »J.R.« von William Gaddis ist in diesen Tagen äußerst lesenswert. Obwohl bereits 1979 geschrieben, wurde es erst Ende der 1990er ins Deutsche übertragen. Das Buch ist ein grandioses Dialoggewirr entlang der Geschichte eine 11-Jährigen, der nach einem Schulausflug an die New Yorker Börse mit den Aktien seines Musiklehrers zu spekulieren beginnt und ein Imperium an Briefkastenfirmen aufbaut. So manche Transaktion und Verhaltensweise, die gegenwärtig im Feuilleton gebrandmarkt wird, verleiht dem Roman gerade seine Dynamik – die Dynamik des Kapitals.

Aber auch ein anderes Buch liest sich mit viel Gewinn. Studs Terkels »Der große Krach«. Der gerade verstorbene Meister der Oral History hatte in den 1970er Jahren Menschen ihre Geschichte erzählen lassen, die die Weltfinanzkrise von 1929 miterlebten und auch überlebt haben. Denn viele sprangen damals aus dem Fenster. Natürlich nur Menschen der Hochfinanz, die nicht selten ihrer Familie zumindest die Auszahlungen aus der Lebensversicherung hinterlassen wollten. Aber Terkel wäre nicht Terkel, wenn nicht alle zu Wort kommen. Gerade auch die subalternen Klassen und wie sie damals mit den Folgen der Krise umgingen. Verzweifelt und mit Humor – aber meist sehr subversiv. Aber die Revolution blieb auch damals aus. Aber vieles kommt einem bekannt vor: Liberale interessieren sich plötzlich wieder für Marx; Börsianer treiben mit Leerverkäufen die Börse in die Krise, machen damit eine Menge Geld und landen dann vor lauter schlechtem Gewissen auf der – dem Handwerkszeug des damals recht neuen Berufszweigs – Psychocouch. Die Übersetzung des Titels des ansonsten großartigen Buches ist allerdings nur mäßig gelungen. »Hard Times« heißt es im Original und verweist auf Chaplins großartige Sozialkritik »Modern Times«.